Pressebericht: Musikalisches Sternerestaurant in der Weddeler Kirche

Konzert Weddeler Abendmusik «In Sehnsucht gehüllt» - Lieder der französischen Romantik von Berlioz, Chopin und Debussy am 7.4.24 in der Christuskirche Weddel

Ein gutes Konzert kann sein wie ein guter Restaurant-Besuch: Man glaubt die italienische oder französische Küche zu kennen – und wird überrascht: Die Küche zaubert nach einem unbekannten Rezept und man staunt. So ging es einem in der Weddeler Kirche: Man dachte, man kenne seinen Debussy, Chopin oder Berlioz-Aber auf einmal ist man verzaubert von Unbekanntem, das einem auf dem Silbertablett serviert wird.  Und so gab es stehende Ovationen am Ende eines ganz besonderen Liederabends in der Christuskirche Weddel – Karen Haverbeck, Sopran und Romeo Knöbel, Klavier, beide im Länderdreieck Schweiz, Frankreich und Deutschland beheimatet, beschenkten das Publikum in der Christuskirche Weddel mit wahren, bei uns eher unbekannten Schätzen besagter Komponisten der französischen Romantik.

Die beiden Vortragenden agierten als eingespieltes Team. Romeo Knöbel zeigte sich als sensibler Begleiter der teils sehr expressiven Liedgesänge. Karen Haverbeck beherrschte die Klaviatur der Stimmungen: den schlichten, eher volksliedhaften und burlesken Gesang in den ausgewählten Polnischen Liedern (Chopin), den lyrisch-poetischen Ton bei Liedern der Sammlung «Irlande» (Berlioz), den schwebenden Harmonien bei Debussy bis hin zu den teils dramatischen Entwicklungen einiger Lieder aus «Les nuits d’été» (Berlioz). Das «Rezitativ und Lied der Lia» (Debussy) ragte als Verzweiflungsschrei einer Mutter besonders heraus.

Karen Haverbeck schien Teil der Szenerie zu sein - ihre flexible, klangvolle und brillante Stimme traf im wörtlichen wie im übertragenden Sinne immer den richtigen Ton, mal zurücknehmend, dann wieder aufblühend. Gesang und Klavierspiel orientierten sich in ihrem Ausdruck an der Herausforderung der bildreichen Texte. Und auch, wenn man des Französischen nicht kundig war, wurden die Zuhörenden in den Bann der jeweiligen Stimmung gezogen. Hilfreich war dabei die Moderation der Konzertorganisatorin Petra Diepenthal-Fuder, die in die Stücke und deren Inhalte einführte. Und so nahm es nicht Wunder, dass Karen Haverbeck und Romeo Knöbel erst nach zwei Zugaben vom Publikum in der gut gefüllten Christuskirche begeistert entlassen wurden.

Konzert Vokalensemble ARTonal „Überl(i)eben“

Chorwerke aus Renaissance, Barock und Moderne in der Christuskirche Weddel am Samstag, 1. Juni 2024 um 17 Uhr

In diesen belastenden Zeitenwende-Zeiten wächst die Sehnsucht nach sommerlicher Leichtigkeit, nach Lust und Liebe besonders stark. Das spräche eher für ein vergnügliches Sommerkonzert. Das Vokalensemble ARTonal hat sich für eine musikalische Spurensuche entschieden. Obwohl es seit Menschengedenken Schrecken, Vernichtung und Zerstörung gibt, hat die Menschheit nicht aufgehört, weiter an der Welt zu gestalten, zu hoffen, zu lieben. Dem Phänomen des kollektiven Überlebenswillens auch angesichts des Grauens will das Vokalensemble ARTonal mit seinem Konzert „Überl(i)eben“ in Chorwerken aus Renaissance, Barock und Moderne Raum geben. Dass die Liebe dabei eine besondere Rolle spielt, überrascht nicht. Und so wird der Verzweiflungsschrei der Komposition von Mauersberger „Wie liegt die Stadt so wüst“ nach der Zerstörung Dresdens nicht das letzte Wort in diesem Konzert haben, sondern die Liebe – und damit entpuppt sich der Abend letztlich doch zu einem Konzert, in dem auch die sommerlichen Freuden ihren wohlverdienten Platz erhalten.

Weitere Aufführung: St. Michaelis in Braunschweig, Echternstr., Sonntag, 2. Juni, 17 Uhr